Jugendwerkhof
Objekt 78
- 1880 bis 1886: Bau des Schlosses als Sommerresidenz und Jagdschloß für das Sachsen Altenburgische Herrscherhaus.
- 1918: Das Schloß fiel dem Land Thüringen zu.
- 1922: Verkauf an den Verleger Dr. Karl Vogl, Nutzung als Wochenend- und Ferienhaus.
- 1944: Beschlagnahmung von Schloß und Park durch die damaligen Machthaber und Errichtung eines Krankenhauses für die REIMAHG (Flugzeugwerke Reichsmarschall Hermann Göring). Bau der noch vorhandenen Baracken, die als Seuchenstationen genutzt wurden. Im Schloßkeller gab es einen Operationssaal.
- 1945: Besetzung des Ortes durch amerikanischen Truppen.
- 1946: Stationierung einer Einheit der Sowjetarmee.
- 1947: Einrichtung eines Kinder- und Jugendheims durch die sowjetische Militäradministration, in den ersten Jahren für Kinder von 6 - 21 Jahren. Diese waren auf der Straße aufgegriffen, durch Gerichtsbeschluß eingewiesen oder freiwillig gekommen.
- 1948 - 1951: Verlegung der Kinder unter 14 Jahren in andere Heime, die Einrichtung entwickelte sich zum Jugendwerkhof.
- Einführung einer einheitlichen Kleidung:
- Mädchen brauner Rock, grüne Jacke,weiße Bluse und rotes Barett,
- Jungen braune Hose, grüne Uniformjacke und rotes Barett.
- Die Kleidung mußte bei Veranstaltungen, Ausflügen und Demonstrationen auch von den pädagogischen Mitarbeitern getragen werden.
- Morgendliches Wecken durch einen Hornisten vom Turm.
- 1951: Gründung eines ersten Fanfarenzugs und etwas später auch eines Chores.
- 1957: Hilfserzieher Manfred Springer übernahm die Leitung des Fanfahrenzugs und verbesserte ihn. Der Fanfarenzug nahm an vielen großen Veranstaltungen teil.
- Eine auf dem Gelände befindliche Schule bot den Jugendlichen die Möglichkeit, den Abschluß der 8. Klasse zu erreichen und eine berufspraktische Ausbildung zu absolvieren. Eine Facharbeiterausbildung war nicht möglich. Fachliche Ausbildungen erfolgten für:
- Jungen in Metall- und Holzbearbeitung (Dreher, Fräser, Bohrer, Tischler) und Instandhaltung (Maurer, Heizer)
- Mädchen in Hauswirtschaft (Küche, Wäscherei, Nähstube, Raumpflege) sowie Gärtnerei und Weberei.
- Es gab vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Nach Fanfarenzug und Chor kamen später eine Laienspielgruppe, Arbeitsgemeinschaft Foto und Film und diverse sportliche Möglichkeiten. Auch gab es Ausflüge zu Sportveranstaltungen, Theaterfahrten, Tanzabende, Kino, Auftritte von Rockgruppen sowie Fasching und Heimfeste.
- Das Heimleben wurde stark durch die jeweiligen Direktoren geprägt: Rudi Weise legte großen Wert auf eine menschenwürdige Unterkunft, Verpflegung und Gemeinschaftssinn. Mehr Prioritäten auf Schulbildung und berufliche Qualifizierung legte ab 1960 Volker Enders. Ab 1976 legte Manfred Springer großen Wert auf Einbeziehung der Jugendlichen in die Mitverantwortung und Mitgestaltung des Lebens in der Gemeinschaft.
- Im Jugendwerkhof fanden ständig ca. 90 Mädchen und 100 Jungen ein zeitweiliges zu Hause. Über die Jahre dürften ca. 5500 hier eine Zeit ihres Lebens verbracht haben.
- Juli 1991: Schließung des Jugendwerkhofs.
- Jetzt: Das Schloß ist in Privatbesitz, wird aber nicht genutzt, bis auf Führungen in den Sommermonaten. Einige Räume dienen zeitweise als Standesamt. Alle anderen Gebäude sind dem Verfall preis gegeben. Jedes Jahr im Mai trifft sich hier eine immer größer werdende Anzahl von ehemaligen Jugendlichen, Lehrern und Erziehern für einen Tag.
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